Die schlechte Nachricht: ESG und Nachhaltigkeit sind ein Buch mit sieben Siegeln. Vor allem für KMU. Die Berichterstattung ist kompliziert und die Massnahmen schwer zu überblicken. Die gute Nachricht: KMU haben einen Trumpf, die Altersvorsorge.
Von Anfang an: Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen KMU spüren den Druck. Sie müssen ihr ESG und ihre Nachhaltigkeit rapportieren. Von ihnen werden konkrete Massnahmen verlangt. Vor allem wenn die Zulieferer von grösseren Unternehmen sind – sogenannte Scope 3 – steigen die Anforderungen. Da es weder eine einheitliche Definition noch eine klare Methodologie für ESG und Nachhaltigkeit gibt, ist die Aufgabe für KMU umso schwerer.
ESG und Nachhaltigkeit kurz erklärt
ESG ist die Abkürzung für drei Aspekte, welche Unternehmen mit dem Wirtschaften berücksichtigen sollten. Environment bezeichnet die Umweltwirkung, zum Beispiel auf das Klima und die Biodiversität. Social ist die Dimension der Verantwortung der Firma gegenüber Mitarbeitern und anderen gesellschaftlichen Anspruchsgruppen. Bei der Governance geht es um die Steuerung des Unternehmens und seine Verantwortung gegenüber Geldgebern und vor dem Gesetz.
Nachhaltigkeit ist die nächste Stufe. Sie will die Verbindung der ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Aktivitäten einer Firma erreichen. Diese Verbindung sollte mindestens eine Zielneutralität sein und im Idealfall eine Zielharmonie, auch Synergie genannt, hervorbringen. Ein Verpackungsunternehmen, dass CO2-neutral produziert ist zielneutral. Wenn dieses Unternehmen es schafft, den CO2-Ausstoss zu reduzieren, indem es die Produktion wirtschaftlich effizienter macht, arbeitet es synergetisch.
ESG und Nachhaltigkeit sind mehr als CO2
Das Beispiel von oben ist typisch für die Diskussion um ESG und Nachhaltigkeit. Es reduziert alles auf das Klima. Dabei gehen beide Begriffe weit über die CO2-Frage hinaus. Man kann es noch deutlicher sagen: Wer ESG und Nachhaltigkeit auf CO2 reduziert, ist weder ESG konform noch nachhaltig.
Was KMU aber wirklich zum Verzweifeln bringt: Es fehlen klare Kriterien dafür, worüber sie berichten sollen und was sie überhaupt machen sollen. Die Diskussion um ESG und Nachhaltigkeit ist kaum zu durchschauen, weil sie im Ping Pong zwischen Regulierern und Konzernen entsteht. Dabei hätten gerade Schweizer KMU einen Trumpf, die Altersvorsorge.
Kaum etwas ist nachhaltiger als die Altersvorsorge
Die betriebliche Altersvorsorge, also die zweite Säule, ist der Trumpf der Schweiz. Das Zwangssparen macht den Schweizer Mittelstand wohlhabend. Denn es ermöglicht den Häuserkauf, den Aufbau einer eigenen Firma und vor allem eine Sicherung des dritten Lebensabschnitts. Man kann getrost sagen, dass alle finanziellen Entscheidungen des Lebens mit der Altersvorsorge im Zusammenhang stehen.
Dabei ist es in der Schweiz die gemeinsame Verantwortung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern die betriebliche Vorsorgelösung zu entwickeln. In jeder Firma ist die Vorsorgekommission paritätisch, d.h. mit Vertretern beider Seiten auf Augenhöhe. Das ist schon einmal ein Plus im Bereich «Social». Eine gute betriebliche Vorsorgelösung mit einer kapitalisierten Kasse und einer vorteilhaften Kosten- und Beitragspolitik macht die Firma zum attraktiven Arbeitgeber. Das ist ein Plus in der «Governance.»
In die Zukunft schauen
Das «Environment» kann auch mit der Pensionskassenwahl ins Plus gedreht werden. Viele Kassen suchen nach konkreten Investitionsansätzen, Klima und Biodiversität zu berücksichtigen. Mit der Wahl einer solchen Kasse können KMU viel mehr im E bewirken, als wenn sie alleine Massnahmen einleiten.
In der Schweiz müssen alle Unternehmen, auch KMU, eine Vorsorgelösung anbieten. KMU verantworten um die zwei Drittel aller Arbeitsstellen. Damit ist die Altersvorsorge der ESG- und Nachhaltigkeitshebel für KMU. Denn kaum etwas kann nachhaltiger sein, als die Versorgung der Mitarbeiter bis zu ihrem Lebensende.
Wer in die Zukunft schaut, kümmert sich um gute Lösungen im Bereich der Altersvorsorge. Und wer sich um gute Lösungen darin kümmert, ist automatisch ESG und nachhaltig.
Henrique Schneider